Friday, June 20, 2014

Linie 17.


"Leicht genervt und viel nüchterner als sie gehofft hatte, stolpert sie aus dem Club in die Novemberschwärze. Es ist eine ganz blöde Uhrzeit, um die Biege zu machen, das fällt ihr erst jetzt auf. Es ist so spät, dass alles, was draußen rumläuft, schon komplett besoffen ist und nur noch wenige Körperfunktionen selbstständig steuern kann, aber so früh, dass zerbrochene Bierflaschen und erbrochene Drinks immer noch überall auf dem Gehweg kleben. So spät, dass die letzte U-Bahn längst gefahren ist, aber so früh, dass die nächste erst in ein paar Stunden kommt. Es ist dieses samstagnächtliche Wurmloch, in dem einem selbst der öffentliche Nahverkehr das Gefühl gibt, dass man irgendwas total falsch macht im Leben. Man sollte gerade Spaß haben, sich die Luft aus der Lunge tanzen, die Zellen und Ängste aus dem Gehirn trinken, alles, nur nicht nach Hause fahren. Im dunklen U-Bahn-Schacht kommen ihr zwei Typen entgegen und werfen ihr irgendeinen dummen und wahrscheinlich ziemlich sexistischen Spruch ins tanzverschwitzte Gesicht. Sie macht auf arrogante Eisprinzessin und irrt fluchend zwischen Oberfläche und Unterführung hin und her. Laufen würde schneller gehen. Aber ihre Fußballen in den Stiefeletten brennen wie Feuer und den Weg weiß sie irgendwie auch nicht genau. Die Tram kommt in 27 Minuten. Sie lässt sich auf einen kalten Sitz fallen, und bemüht sich, nicht zu heulen, während sie ihre Ohrstöpsel entwirrt. Sie weiß gar nicht genau, wieso sie heute Abend so schlecht drauf ist. Wieso sie alleine um drei aus dem Club geflüchtet ist, obwohl alle ihre Freunde noch auf der Tanzfläche geblieben sind. Vielleicht, weil mal wieder alle unverschämt viel Spaß hatten und sie zwischen drei guten Songs außer Musik, Müdigkeit und der immer gleichen Melancholie nicht viel gefühlt hatte.

Sie dreht an ihrem ipod-Rädchen auf ganz rechts ganz laut und schaut auf die schwarze Straße vor sich, als könnte ihr dort irgendwas weiterhelfen, ein lebenskrisenerprobter Igel vielleicht. Noch bevor das erste Lied zu Ende ist, nähert sich ein Kerl. Er sieht gut aus, das sieht sie sofort. Wahrscheinlich eine Angewohnheit, wenn auch eine ziemlich weitläufige, aber sie kann Typen mittlerweile in Sekundenschnelle abscannen, auch im schüchternen Licht einer Straßenlaterne, angetrunken um drei Uhr nachts. Blonde Haare, ein paar Bartstoppeln, nichts fällt aus dem Rahmen, diesmal. Ihre ganze Bank ist leer, die anderen drei auch. Er lässt sich genau auf den Sitz links neben sie fallen. „Hey“, sagt der Typ. Sie dreht die Musik leiser. „Hi“. „Ich bin Paul“. Sie steckt den ipod in die Tasche. „Lilith“."


Bild: Toffee Maky (flickr.com) unter cc by-sa 2.0

Sunday, September 29, 2013

Endstation Haltestelle.

"Manchmal muss man sich damit abfinden, dass der Zug abgefahren ist. Muss endlich einsehen, dass er keine Verspätung hat, nicht durch Umwege nur etwas länger braucht, auch nicht durch einen Baumstamm auf den Gleisen aufgehalten wurde, sondern einfach nicht mehr kommen wird.
Man kann es sich auf den kalten Bänken der Bahnstation, die wie alle Bahnhöfe nach Bier und Pisse stinkt, bequem machen, mit anfänglich gehetzten und bald lethargisch-desolaten Augen die leuchtenden Anzeigen nach dem Zielort absuchen und den Rest der Menschen beobachten, wie sie zielstrebig Koffer ziehen und Taschen schultern, in Züge steigen und Ziele erreichen. Man kann sich sein Leben in dem grauen Bahnhofsgebäude einrichten, seinen Tag nach dem Flimmern der Anzeigentafeln ausrichten und Zuversicht aus klammen Pappbechern trinken.
Man kann aber auch einfach in den nächsten Zug einsteigen und irgendwann wieder aussteigen: entweder man kommt irgendwo an, wo man vielleicht glücklich werden könnte oder der nächste Bahnhof ist zumindest ein bisschen weniger grau. Das tun die Mutigen. Man kann auch aufstehen, den Bahnhofsmief von den Klamotten klopfen, sich bestimmt umdrehen und gehen. Das tun die Realistischen.
Aber sie war leider weder mutig noch realistisch. Sie war feige und glaubte an alles, nur nicht die Wahrheit. Erstickte an ihren Ängsten und ertrank in ihrer Illusion. Sie flüchtete sich in utopische Sphären, verlor sich in den Wirrungen erdachter Fäden. Ein Netz, in dem man noch was auf Fahrpläne gab, eine Art Paralleluniversum, in dem sie nicht immer zu spät kam und ihrem Zug nur noch keuchend hinterherschauen konnte. Also blieb sie sitzen und tat das, was sie am besten konnte: warten. Sie wartete auf etwas, das längst vorbeigerauscht war, sie antizipierte die Vergangenheit in der Gegenwart und auch wenn sie längst erkannt hatte, wie absurd das war, verharrte sie wie eine eiserne Skulptur auf ihrem Platz, besetzte und verteidigte ihn. Wenn sie den Zug doch nicht verpasst hatte, würde sie die Erste sein, die aus ihrem komatösen Zustand zwischen Wachen und Warten aufspringen und zusteigen könnte. Und bis dahin würde sie auf der unbequemen Bank sitzen, bis sie sich selbst nicht mehr spürte, und Pappbecher vom Kiosk nebenan leeren: Kaffee kalt mit aufgeschäumter Hoffnung und zwei Stück Zucker."
 
 
Bild: Hauptillusionator (flickr.com) unter cc by-nc-nd 2.0

Saturday, September 14, 2013

Hundertachtzig Gramm Stille.




"Sie saß stumm auf der Bettkante, die bloßen Füße auf dem kalten Fußboden, und zupfte an der Haut an ihren Fingernägeln herum. Das machte sie immer, wenn sie unsicher war. Sie war oft unsicher in letzter Zeit. Deshalb sahen ihre Hände auch wie Kinderhände aus, aufgerissenen, abgekaut, oft sogar blutig. Sie suchte seinen Blick nicht, betrachtete stattdessen die Wand gegenüber so eingehend, als ob jemand dort ein Suchbild mit der Antwort auf alle ihre Fragen hingepinselt hätte, vertiefte sich in ihre Farbverläufe, verlor sich in ihrer Musterung. Die Wand war weiß.
Sie musste daran denken, wie sie sich früher immer gewünscht hatte, endlich erwachsen zu sein. Wie sie mit imaginären Autoschlüsseln herumgespielt und über Dinge wie Nescafé und Dispotzinsen geredet hatte. Es war ihr immer so erlösend vorgekommen. Endlich frei. Aber es stellte sich heraus, erwachsen werden war nicht so leicht, wie man sich das vorgestellt hatte. Es war sogar verdammt schwer. Sie wusste bis heute nicht so genau, was Dispotzinsen sind. Und noch viel weniger, ob das überhaupt wichtig war. 
Was sie schon immer an Kindern geliebt hatte, war ihre Ehrlichkeit. Sie reden nicht um eine Sache herum, sie versuchen ein Pflaster nicht mit viel Wasser langsam von der Haut zu lösen, sie reißen es mit einem kurzen Ruck einfach ab. Ehrlichkeit ist oft verletzend. Aber sie bevorzugte den heftigen und gewissen Schmerz, dem sie sich ganz hingeben konnte, gegenüber der quälenden Unsicherheit. Der ständige Gedanke, dass es gleich wehtun wird, ist unerträglich, wenn man nicht weiß, wann dieses gleich ist. In zwei Minuten? In drei Tagen? Doch erst in einem Jahr? Oder kommt man vielleicht doch noch ungeschoren davon? Man kommt es eh nie, das hatte sie inzwischen gelernt.
Vielleicht war es ihr persönlicher Fluch, dass sie immer aus der Zeit fliehen wollte, in der sie gerade feststeckte. Als Kind war die Welt der Erwachsenen immer ein stummes Versprechen gewesen, endlich das Leben zu führen, das man sich selbst ausgesucht hat. Wie oft hatte sie sich gewünscht, groß zu sein, eigene Entscheidungen treffen und mit Autoschlüsseln klappern zu können.
Und jetzt hatte sie das Gefühl, seinen gequälten Blick so bleiern auf sich zu spüren, dass sie weiter versuchte, ihren Blick nicht von dieser unerträglich langweiligen Wand zu wenden. Die Wand starrte sie zumindest nicht so vorwurfsvoll an, an ihr prallte einfach nur alles ab. Die Stille war so schwer, dass sie glaubte von ihr erdrückt zu werden.
Kann Stille schwer sein? Wie kann das Fehlen von Worten schwerer wiegen als Worte selbst?
Eine weitere Frage, zu der sie keine Antwort wusste. Sie schien nicht viel zu wissen in diesen Tagen, sie erkannte nur, dass diese Stille mehr aussagte, als es Worte je könnten.
Das wussten sie beide. Im gleichen Moment. Wahrscheinlich hatte er es noch einen Augenblick früher als sie gemerkt.
Sie merkte es daran, dass er nicht mehr da war, als sie ihren Blick endlich von der Wand wandte."
 
 


Tuesday, July 16, 2013

Von Mauern und Kometen.

"Sind wir bald da?", fragte sie mit ihrer für ein Mädchen seltsam tiefen, aber heute befangenen Stimme, die bloßen Füße auf dem heißen Armaturenbrett, der vom Fenster herunterhängende Traumfänger kitzelte ihre Zehen. Wortlos schaltete er den Blinker ein. Sie wusste nicht, wo er war, aber sie teilten sich nicht mehr den gleichen Boden. Manchmal wusste sie nicht mal, ob er überhaupt von der Schwerkraft auf der Erde gehalten wurde, oder ob er es aus bloßem Pflichtbewusstsein tat. Sie dagegen hatte das Gefühl, von der Erdanziehung mehr gewaltsam zu Boden gedrückt, als nur angezogen zu werden. Wie viele haltlose Menschen wohl im Universum herumschweben würden wie lebendige Kometen, wenn nicht mal die Physik sie auf der Welt halten würde? Die Milchstraße wäre wahrscheinlich so voll wie die Kaufingerstraße am dreiundzwanzigsten Dezember. Sie ertappte sich selbst dabei, wie sie leise auflachen musste. Und fragte sich im nächsten Augenblick, ob er deshalb so abwesend, so abweisend war. Weil sie einfach verdammt verquer war. Weil sich wahrscheinlich keiner so in den Dingen verlief wie sie. Sie tastete sich blind vorwärts, in diesem Labyrinth aus Blicken, Worten und Kometen, vergaß sich zu merken, wann sie eine Abbiegung genommen hatte und merkte nicht, wenn sie an einer Wand schon vorbeigekommen war. Ihr Universum war nicht frei, es gab Wege und Mauern, aber sie hatte weder einen Kompass noch einen klaren Kopf. Er war mal ihr Wegweiser gewesen, hatte ihr Ausgänge gezeigt, hatte sie durch das Labyrinth getragen, das sie Leben nannten.
Und jetzt saß er am Steuer ihres alten, aber heißgeliebten Golfs, blinkte und es traf sie wie ein Fausthieb. Sie war nicht so getroffen gewesen, als er ihr erzählt hatte, dass er jemanden kennen gelernt hatte, war nicht so am Boden zerstört gewesen, als sie die letzten drei Tage dort getrennt verbracht hatten, er mit ihr, sie mit Kabelfernsehen und Vodka. Hatte nicht so einen stechenden Schmerz verspürt, als sie sich am Morgen den Finger in der Autotür geklemmt hatte, weil sie sich in Gedanken vom Meer verabschiedete, an Ritualen hielt sie fest.
Und jetzt blinkte er nur und brach ihr damit das Herz.
Sie bogen in ihre Straße ein.
Er stieg zuerst aus."
 
 
Bild: Porsche Brosseau (flickr.com) unter cc by-sa 2.0

Wednesday, June 19, 2013

The cold moon hangs to the sky by its horn/ And centres its gaze to me.


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die Lichter der Stadt glänzen auf der nassen Straße, der Schein der Straßenlaternen hallt in den menschenleeren Gassen wider. Einsame Lichter hinter geschlossenen Fenstern. Raben ziehen über den Himmel wie geflügeltes Pech. Die Nacht ist stumm und dunkel. Aber die Finsternis hat auch etwas sonderbar Tröstliches. Man klammert sich an die Stille wie an das letzte kühle Bier in seiner Hand. Versucht verzweifelt festzuhalten, was man tagsüber aus den Fingern gleiten spürt und loszulassen, was einem die Luft nimmt. Sterne wie tausend stechende Blicke, wie alle Fehler, die man je gemacht hat. Vielleicht sind sternenklare Nächte gar nicht die Besten. Sondern die stockfinsteren, die einen behutsam einhüllen, und sich wie ein schwarzer Umhang über alle Enttäuschungen des Tages legen.
Der letzte Schluck. Und plötzlich ist alles ganz klar und scharf, wie bei einem Fotoapparat, dessen Linse vorher durch Wassertropfen und Sand getrübt war. Der Mond sagt die Wahrheit. Nur wir tun es nicht. 

Saturday, June 01, 2013

I thought I was close but under further inspection/ It seems I've been running in the wrong direction.

Manchmal will man einfach nur auf die Straße laufen und laut rufen: "Was mache ich hier eigentlich?" Man tut es nur nicht, weil man genau weiß, dass man keine Antwort bekommen wird. Und man wird es vielleicht auch nie so wirklich wissen, was man hier eigentlich macht. Man macht es einfach. Auch wenn es oft verdammt schwer fällt. Wofür steht man jeden Tag auf, obwohl es immer gerade dann am gemütlichsten ist, wenn man weiß, dass der Wecker in zwei Minuten klingelt? Wofür geht man abends ins Bett, obwohl man eigentlich am liebsten die Nacht durchmachen würde? Wofür quält man sich mit Dingen, die einen langweilen oder belasten? Wofür das alles? Glauben wir, dass es sich am Ende schon lohnen wird? Dass am Ende der Straße die ganz große Belohnung für unsere Mühen wartet?
Das Leben ist ein ständiger Walzer. Wir dürfen einfach nicht aufhören zu tanzen, die Füße halten nicht still, ewige Schritte, das Herz immer im gleichen Rhythmus. Man muss sich einfach mitdrehen, mit wechselnden Partnern. Man tanzt mal schneller, mal langsamer, mit manchen tanzt man lieber als mit anderen, aber man darf nicht aufhören, muss immer weiter über das Parkett wirbeln, atemlos, ohne Halt, ohne Orientierung. Oft wissen wir gar nicht, wohin wir uns gerade bewegen, man dreht sich einfach mit, mit schwindeligem Kopf und müden Augen. Doch was sollen wir tun, wenn die Musik plötzlich nicht mehr spielt? Wir versuchen uns in der Stille weiterzudrehen, stolpern, kommen aus dem Rhythmus, möchten  einmal einfach nur loslassen und hinfallen, aufhören, durchatmen.
Aber wahrscheinlich zeigt sich gerade in den Momenten ohne Musik, wer ein wirklich guter Tänzer ist.
Wahrscheinlich wollen wir am Ende des Tages einfach glücklich sein. Wir wollen einfach nur das Gefühl haben, dass es richtig ist, was wir tun. Dass wir in die richtige Richtung laufen. Dem Ziel ganz nah.




Bild: Toffee Maky (flickr.com) unter cc by-sa 2.0
 

Monday, April 08, 2013

There is a pleasure in the pathless woods/ There is a rapture on the lonely shore.


"Sie war immer schon ein Meerkind gewesen.
Während andere Kinder auf Bäume kletterten, saß sie alleine auf einer Düne im wehenden Gras und starrte auf das Meer vor sich. Hielt ganz still. Wie ein Porträt, das jemand in den Sand gezeichnet hatte. Beobachtete den immer gleichen Rhythmus der sanft anrollenden Wellen und dachte nach. Stundenlang. Oft fand man sie abends schlafend im Sand, eingerollt wie ein Embryo, die Faust fest um Muscheln und andere gesammelte Schätze des Strandes geklammert. Egal wie tief sie schlief, ihre Finger lösten sich nie auch nur ein kleines Stück, sondern hielten so beharrlich daran fest, als hielte sie ihr ganzes Leben in dieser Faust. Und vielleicht hatte sie wirklich für diesen einen Moment die ganze Welt in ihrer Hand.
Keiner wusste so richtig, wieso ihr das Meer so viel mehr bedeutete als anderen. Wahrscheinlich hat sie es von ihrem Großvater, der sein ganzes Leben auf See verbracht hat, dachten ihre Eltern oft. Aber wahrscheinlich liebte sie es, weil es einfach da war. Immer. Ausnahmslos. Ohne Wenn und Aber. Während andere ihr mal wieder Dinge versprachen, die sie nicht einhielten, wenn ihre Wünsche auch nach der zehnten Sternschnuppe nicht in Erfüllung gingen, konnte sie darauf zählen, dass wenn sie aus ihrer Haustür ging und um die Kurve bog, das Meer dort so ruhig da lag, als hätte es nur auf sie gewartet.
Sie mochte die Stille. Das Meer gab ihr keine Antworten, aber es stellte auch keine Fragen. Es konnte einfach nur verdammt gut zuhören.
Später suchte sie dort Abstand zu den immer gleichen oberflächlichen Gesprächen und Problemen in ihrem Umkreis. Sie bemühte sich stets, ihre Rolle so zu spielen, wie man es von ihr erwartete. Sie wusste stets das Richtige zu sagen, hörte geduldig zu und lachte in den passenden Momenten. Doch innerlich fühlte sie sich fehl am Platz, verloren wie eine Taube im Papageienkäfig. Sie spielte ihr Spiel gut, doch wenn der Vorhang gefallen war, nahm sie ihre Perücke ab und ging zum Strand."

Wednesday, April 03, 2013

No clay-born lilies of the world / Could blow as free / As those wild orchids of the sea.

 
 
Fliegen. Fliehen.
Wenn man es nur könnte.
Wie die Seemöwen den Strand umkreist man kreischend seine Sorgen, dreht sich im Kreis, findet keinen Ausweg. Es gibt kein Vor und kein Zurück. Und deshalb bleibt man einfach zitternd stehen und hofft, dass einen jemand aufhebt und weiterträgt.
Manchmal wacht man nachts auf, weil man geträumt hat, dass man ertrinkt. Und manchmal wacht man auf, weil man im Traum aus den Fluten gerettet wurde. Und wenn man sich den Schlaf aus den Augen gerieben hat, muss man feststellen, dass das Wasser noch genauso hoch steht wie am Abend zuvor.
Fliegen und Fliehen.
Die Arme ausbreiten, sich in den Himmel schrauben, und weg. Egal wohin. Hauptsache es ist nicht da, wo man vorher war. Und wo alles ist, wovor man weglaufen möchte.
Nackte Füße im Sand statt Wollsocken im Bett. Sommerkleid statt Schlafanzug. Ein Lächeln auf den Lippen statt Trauer in der Brust. Es wird Zeit, dass der Winter verschwindet und alles mit sich nimmt.


Saturday, March 23, 2013

You forget what you want to remember and you remember what you want to forget.

 
 
Erinnerungen kann man sich nicht einfach entziehen, egal wie sehr man es sich wünscht. Sie brennen sich in dein Gedächtnis ein. Lauern dir auf wie Gespenster, heften sich an deine Fersen und verfolgen jeden deiner Schritte. Sie sind immer neben dir, wie ein unsichtbarer Schatten begleiten sie dich jeden Tag. Dabei sind es meist die schmerzhaftesten Erinnerungen, die dich nachts wach halten. Im Grunde tun sie alle weh. Die schönen Erinnerungen, weil sie dich an das erinnern, was einmal gewesen ist und dir schmerzlich bewusst machen, wie schrecklich anders heute alles ist. Die bitteren, weil sie dich den Schmerz immer wieder neu durchleben lassen. Jeden Tag. Wir gehen mit ihnen ins Bett und stehen mit ihnen wieder auf. Die Bilder von lachenden Kindern, die sich an den Händen halten und ins Meer laufen, von dem feierlichen Moment, wenn sich die Familie einmal einen Abend lang verträgt, von einer durchtanzten Nacht mit Freunden, tauchen nur manchmal auf, wenn man sich durch alte Fotoalben wühlt und versucht, die Gefühle zurückzuhalten, die wild mit den Flügeln schlagen und aus ihrem Käfig drängen.
Doch um uns selbst zu schützen, lassen wir sie nicht frei. Vielleicht, weil wir sie sonst nicht wieder einfangen können. Vielleicht, weil wir nicht genau wissen wollen, was wir uns so bemühen zurückzuhalten. Wahrscheinlich aber tun wir es aus dem gleichen Grund, aus dem wir fast alles tun im Leben: Angst.
 
Wir erinnern uns an Dinge, aus Angst, sie zu vergessen. Und wir versuchen viele Dinge zu vergessen, weil wir die Erinnerung an sie fürchten.


Bild: Porsche Brosseau (flickr.com) unter cc by-sa 2.0

Tuesday, January 01, 2013

Today is the first blank page of a 365 page book. Write a good one.

Die Zeit greift mit Staubfingern nach uns und wir sind so beschäftigt, Pläne zu machen, dass wir gar nicht merken, dass währenddessen Seite um Seite umgeblättert wird. Gestern konnte ich fast hören, wie um Mitternacht ein dickes Buch energisch zugeklappt wurde, etwas Staub aufwirbelte und dann zu den anderen Jahren ins Regal gestellt wurde. Und heute sitze ich mit leergefegtem Kopf, der sich trotzdem seltsam schwer anfühlt, vor einem weißen Blatt und weiß nicht, wo ich anfangen soll. Wie immer, wenn ich ein gutes Buch fertig gelesen habe, schlage ich es noch einmal auf und versetze mich zurück in die Lage, als es noch neu und aufregend war und ich nicht wusste, was mich erwartet. Wie immer, wenn etwas zu Ende geht, bin ich wehmütig und sträube mich wie ein kleines Kind gegen alles, was unbekannt ist. Und wie immer würde ich das Buch am liebsten nochmal lesen, jetzt wo ich weiß, dass ich mich darauf freuen darf und am Ende alles gut ausgeht.
Aber ein Jahr ist nunmal kein Buch, dass man einfach nochmal lesen und alles von neu erleben kann. Man kann es höchstens aus dem knarzenden Regal ziehen und hin und wieder darin blättern, den Geruch der vergilbten Seiten aufsaugen und sich an das Gefühl erinnern, das man beim Lesen hatte.
2012 war ein gutes Buch. 12 Kapitel, 365 Seiten, unzählige Erinnerungen.
Im Januar selber Glückskekse backen. Im Februar ans Meer fahren, sich die salzverkrustete Luft um die roten Ohren wehen lassen und den Kopf frei kriegen. Im März ein letztes Mal mit der Schule wegfahren, bevor das Lernen losgeht, und einfach nochmal unbeschwert sein, bevor man dieses Gefühl für die nächsten paar Monate luftdicht verpackt und wegschließt. Im April einen schwarzen Schwan auf der Bühne des Prinzregententheaters tanzen und sich in solchen unvergesslichen Momenten auf der Bühne bewusst werden, dass sich alle Zeit und Proben immer lohnen werden. Im Mai versuchen, die Nerven zu bewahren, während man alle paar Tage in einen stickigen Raum geballter Anspannung gesperrt wird und panisch Abiturangaben vollkritzelt, in der Hoffnung, irgendetwas Brauchbares zu produzieren. Im Juni endlich wieder aufatmen und auf einen Schlag alles nachholen, was man während der Prüfungen verpasst hat: Tage am See, Nachmittage im Freibad, Abende im Biergarten, Nächte auf Dachterrassen. Im Juli eine Reise machen, die sich wie ein Mosaik aus tausend Eindrücken zusammensetzt und und die man nie vergessen wird - im Whirlpool sitzen und die heißen Tropfen am Körper spüren, während der Kopf von kalter Ozeanluft umwirbelt wird, Blaubeerpfannkuchen zum Frühstück essen, einen Wal aus dem spiegelglatten Atlantik springen sehen, durch Central Park spazieren und die zutraulichen Eichhörnchen beobachten. Im August misstrauisch werden angesichts der sich häufenden kleinen und großen Glücksmomente. Im September dem Haus einen neuen Anstrich geben, und dem eigenen Leben gleich dazu, während man sich zur rauhen Stimme von Norah Jones durch verstaubte Kisten mit unzähligen Kindheitserinnerungen wühlt, um dann aufzustehen, sich den Dunst von den Knien zu schütteln und einen Job in einem kleinen Laden voller Schokolade zu beginnen. Im Oktober nach Pisa reisen, geliebtes bella italia, und dann ein neues Leben als Studentin der Literatur beginnen. Im November sich einnisten in seinem neuen Leben, neue Menschen kennen lernen, neue Bücher. Im Dezember dem Tanzen erneut verfallen, neun Auftritte in zehn Tagen, währenddessen immer gestresst und genervt, hinterher immer wehmütig und dankbar für jede einzelne Minute auf der Bühne.
Das sind Erinnerungen vom letzten Jahr, die ich für immer einfangen will. Die anderen schiebe ich weg, sperre sie in eine kleine Holzkiste und schmeiße den Schlüssel weg.

Für 2013 nehme ich mir nicht viel vor, irgendwann hat man gelernt, dass man sich sowieso nie an Vorsätze hält. Aber ich will versuchen, mehr zu lesen und vor allem mehr zu schreiben. Und ich will in diesem Jahr nach Paris. Weil ich einfach das Gefühl habe, dass ich dort hingehöre. Dass dort, zwischen Eiffelturm und Straßencafés, mein Platz ist. Ich bin hier nur auf dem Sprung.


Bild: Toffee Maky (flickr.com) unter cc by-sa 2.0

Friday, November 30, 2012

Tuesday, October 30, 2012

Once I was pure as the snow, but I fell/ fell like the snow flakes from heaven to hell.

Der Oktober neigt sich dem Ende zu. Die bunten Herbstblätter werden matt und kraftlos und die nackten Bäume mit ihren dürren Ästen scheinen so zu frieren, dass man ihnen eine Jacke überziehen will.
Und fast wäre der Oktober ohne einen einzigen Text auf diesem Blog vorbeigegangen. Ich verstehe nicht, wieso es mir so schwer fällt, zu schreiben. Ich habe jeden Tag Tausend Gedanken im Kopf, ich fühle mich überall von Geschichten umgeben, von Stimmen, die mir Worte und Sätze zuflüstern, aber ich bringe nichts davon zu Papier. Ich kann sie einfach nicht fassen, all diese Gedanken.
Sollte es nicht eigentlich ganz einfach sein?
Manchmal scheint alles ganz einfach. Klar und weiß. Wie Schnee.

Der erste Schnee des Jahres ist und bleibt etwas Besonders. Es ist, als könnte man für diesen einen Augenblick das Glas, in dem das Gefühl seiner Kindheit eingefangen ist, einen Spalt breit öffnen und etwas von diesem Geruch strömt heraus, der Duft von Lebkuchengewürzen und Kuchenteig. Und auch wenn man es schon so oft erlebt hat, und sich spätestens im Februar über die weiße Last ärgert, ist man jedes Jahr aufs Neue aufgeregt wie ein kleines Kind, wenn die ersten kleinen Flocken durch die Luft wirbeln, vorsichtig noch wie Neugeborene, die das Fliegen erst wieder lernen müssen und sich zaghaft durch den Himmel kreiseln. Und wenn der Schnee dann alles mit einer dünnen Schicht verhüllt hat, wird es plötzlich still. Ganz still. Und diese unglaubliche Ruhe erfasst einen, die es nur geben kann, wenn die Schneedecke alle Geräusche und Sorgen dieser Welt zu dämpfen scheint. Nichts kann durch diese schützende weiße Wand nach außen dringen, die für einen winzigen Moment alles Grau bedeckt und uns zumindest vorspielen kann, dass alles gut wird.
Und während man durch diese weiße Landschaft stapft, die verstummt zu sein scheint, kommen die Erinnerungen in aller Stille. Leise und heimlich schleichen sie sich von hinten heran, und stürzen dann ohne anzuklopfen ins Bewusstsein.
In der Ferne weht Kinderlachen herüber und plötzlich sieht man sich selbst am Küchentisch vor einer heißen Tasse Tee sitzen, mit roter Nase und steifen Fingern vom Spielen im Schnee. Natürlich hatte man Handschuhe angezogen bekommen, aber mit dicken Fäustlingen kann man verdammtnochmal einfach keine richtigen Schneebälle formen.
Man rast vor seinem inneren Auge mit einem Schlitten den kleinen Berg im Dorf hinunter, wo sich im Winter immer alle Kinder getroffen haben, um zu sehen, wer die waghalsigsten Sprünge schafft und wer die meisten Fahrer auf einen Bob bekommt.

Aber dann steht man vor seiner Haustür, schüttelt sich die Schneeflocken und Erinnerungen ab.
Und macht den Deckel ganz vorsichtig wieder zu.


Bild: Porsche Brosseau (flickr.com) unter cc by-sa 2.0

Sunday, September 23, 2012

The falling leaves drift by the window/ The autumn leaves of red and gold.


 Der Herbst raschelt verheißungsvoll. Ich weiß nicht, wieso der Herbst immer verurteilt wird als trostlose Zeit, in der alles grau und schwer ist und die Lebensfreude des Sommers langsam aus allen Zellen weicht. Ich liebe den Herbst. Ich liebe die strahlenden Farben, ich liebe es, wenn die Sonne durch einen kleinen Spalt im Dickicht der Bäume fällt und das Laub des Waldes in ein warmes Licht taucht und man das dringende Bedürfnis verspürt, dieses Licht tief einzuatmen und in sich zu bewahren für kommende kalte Tage.
Ich liebe sogar die grauen Tage, wenn der Regen unablässig vor dem Fenster auf die verblasste Straße tropft und man es sich drinnen gemütlich machen kann und nichts anderes tun muss, als den Regentropfen beim Fallen zuzusehen.
Heute ist so ein Tag. Während draußen der Regen an der Fensterscheibe herunterrinnt, und sich die Sonne für das Jahr leise verabschiedet hat und uns mit nichts zurücklässt als mit Erinnerungen an Sonnenbrände, tropfende Eistüten und glückliche Momente, sitze ich in Jogginghose auf dem Bett, neben mir eine angebrochene Packung Bitterschokolade. Kein schlechter Tausch.
 
 Jahreszeiten haben etwas sonderbar Tröstliches. Auch wenn ich vielleicht mal das Gefühl habe, dass die Welt um mich herum gerade in Stücke bricht, wenn der Oktober an die Tür klopft, färben sich die Blätter und flattern zu Boden und der Herbst ist da. Jedes Jahr aufs Neue. Während man vielleicht gerade enttäuscht ist von einem Freund, der sich nicht meldet und einen vergessen zu haben scheint, kann man auf diese vier Freunde zählen: im Frühling kriechen Blumen aus dem Boden, im Sommer steigen die Temperaturen und die Laune, im Herbst sinken die Blätter (und meist auch die Laune) und im Winter fallen Schneeflocken vom Himmel. Jedes Jahr. Immer und immer wieder.
Und ich finde es tröstlich zu wissen, dass es Dinge gibt, auf die man sich einfach verlassen kann. Denn egal ob man gerade seinen Job, seinen Hund oder seine große Liebe verloren hat, ob man sich mit einem geliebten Menschen verkracht, eine wichtige Prüfung vermasselt oder mit einer miesen Krankheit gekämpft hat - das Rad der Natur dreht sich unablässig weiter, ohne sich um die kleinen Spielfiguren, die wir in dieser großen Welt sind, zu kümmern.
Wie ein kleines Kind freue ich mich jedes Jahr aufs Neue auf den Herbsteinbruch, als würde ich zum ersten Mal in meinem Leben sehen, wie die Blätter langsam in sich zusammenfallen und kraftlos und knittrig wie alte Briefe auf den mit Kastanien übersäten Boden segeln. Und alles, was man tun möchte, ist tief in einen einen Laubhaufen zu greifen und die Blätter in die Luft zu werfen wie kleine Glücksboten, die in den Himmel wirbeln wie Sternenstaub.


Bild: Koshy Koshy (flickr.com) unter cc by-sa 2.0
 
 
 

Saturday, August 18, 2012

un amore grande che comincia piano e respira vento come gli aquilon.



Ich habe mich verliebt.
Sie ist zum Dahinschmelzen. Sie ist wunderschön, federleicht wie Wolken an einem Sommertag und erfrischend wie salzige Wassertropfen, die einem nach einem Bad im Meer den Rücken herunterrinnen. Sie fühlt sich auf der Zunge so herrlich an wie kühles Himbeereis und wärmt den Bauch wie Spaghetti bolognese. Sie lässt mich träumen von einer Welt, in der alles in Pastellfarben und warmes Sonnenlicht getaucht ist, einer Welt, in der alles noch so ist, wie es sein sollte. Pur. So tröstlich wie ein Teller Lasagne nach einem anstrengenden Tag. Ein Lächeln, das einem genau dann geschenkt wird, wenn man gerade aufhören wollte, an das Gute in der Welt zu glauben.
Sie macht mich unfassbar glücklich. Ich glaube, das ist der Beginn einer ganz großen Liebe.

Ich habe mich in die italienische Sprache verliebt. In ein rotes Notizbuch trage ich jeden Tag voller Freude neue Verbentabellen, Präpositionen und Jahreszeiten ein. Nur was sich jetzt nach grauer und leerer Schreibarbeit hat, verwandelt sich auf dem Papier in so wundervolle Wörter wie "tabella di coniugazione dei verbi", "preposizioni" und "le quattro stagioni". Wortschlangen wie "negozio di abbigliamento" und nuvola di pioggia" winden sich wie Tagliatelle im Mund und schmecken fast genauso gut, wenn man sie herunterschluckt.
Statt also untätig herumzuhocken und zu warten, bis das Studium im Herbst anfängt, pauke ich Italienisch und verschaffe mir den Schlüssel zu einer anderen Welt. Es ist toll, wie ein Neugeborenes nach Wörtern zu greifen zu können, nach Wörtern, die noch fremd und unbekannt und deshalb eigenartig aufregend sind.
Vor meinem inneren Auge sehe ich mich schon durch die Altgassen Roms oder Venedigs streifen, ein Zitroneneis in der einen Hand und mein Herz in der anderen. Vespa fahren, einen Riesenteller Spaghetti mit Parmesan verputzen, einem Straßenmusiker mit Gitarre zuhören. Vielleicht ist das alles, was man braucht, um glücklich zu sein. Vielleicht auch nicht.
Aber bevor ich im Oktober mein neues Leben anfange, das "Schülerin" aus meinem Ausweis radiere, stolz durch "Studentin" ersetze und hoffentlich endlich anfangen kann, so richtig faul zu sein, macht es einfach glücklich, ein Ziel vor Augen zu haben, an dem man sich festhalten kann.
Wenn ich also von einem Tag im Freibad, einem schönen Abend mit Freunden in einer Bar oder auch einer Reise nach New York wiederkomme, schlage ich mit einem Lächeln im Gesicht meinen Sprachkurs "Italienisch in 30 Tagen" auf und mache mich ans Lernen. Aber während ich beim Abitur das Gefühl hatte, nur für die nächste Prüfung zu lernen - was auch stimmte, ich könnte heute beim besten Willen keine Tangentengleichung mehr aufstellen! Wobei, wenn ich es mir recht überlege, hat das schon in der Abiprüfung nicht so recht geklappt. Aber das ist ein anderes Thema. -, macht das Büffeln von Vokabeln und Konjugationen plötzlich Spaß, weil man einen Sinn darin sieht, der weiter geht als bis zur nächsten Woche. Und sei es nur, um übernächste Woche Pizza zu holen.

Tuesday, July 24, 2012

I want to wake up in that city/ That doesn't sleep.

Manchmal will man einfach nur raus und sehen, was die Welt sonst noch so zu bieten hat. Manchmal denkt man, das kann doch noch nicht alles gewesen sein.
Dann fährt man vielleicht ans Meer, lässt sich die frische Brise um die Nase wehen, atmet die salzige Meerluft ein, und fühlt, wie man sanft wieder auf die richtige Bahn geschubst wird: Vielleicht gibt es nicht mehr, aber es gibt immer Meer. Und manchmal reicht das, um vollkommen glücklich zu sein. Man sieht, wie die Sonne vor einer Leinwand aus Orange, Rosa und Gelb ins Meer taucht, sieht den Silberstreif des Mondes, der sich auf der glatten Decke des Wassers widerspiegelt und denkt: dieser Augenblick ist vollkommen.
Oder aber man will endlich über den Horizont hinausschauen. Man bucht eine Reise nach New York, die Stadt, die niemals schläft und hofft, dass man inmitten all des Lebens, das an jeder Ecke dort pulsiert, einfach mitgerissen wird und in den Strudel eingesogen wird. Man nimmt alles Neue und Unbekannte so gierig auf wie ein Kind, das zum ersten Mal die Welt mit eigenen Augen sieht.
Die Taxifahrer brüllen sich gegenseitig an, die Autos geben ein Hupkonzert, von irgendwo hört man ein Baby schreien, mitten auf der Straße steht ein Pärchen und streitet, aus irgendeinem Deli steigt der Geruch von frischen Bagels auf, und man freut sich einfach, am Leben zu sein. Brüllen, hupen, schreien, streiten und warme Bagels mit cream cheese essen zu können.

Morgen beginnt meine Reise, bei der ich beides erleben kann: auf dem Schiff von Hamburg nach New York aufs Meer schauen und in New York die Stadt in mich aufsaugen.
Ich weiß nicht, auf was ich mich mehr freue!


Bild: Fabrice Muller (flickr.com) unter cc by-nd 2.0

Wednesday, June 20, 2012

Salz auf der Haut, Sandkörner unter den Füßen.

                                     
Nachdem es hier wieder einen Monat still war, versuche ich jetzt doch, endlich wieder Gefühle in Worte zu schmieden. Ich habe das Gefühl, ich habe eine Schreibblockade. Ich weiß nicht, ob man so etwas auch haben kann, wenn man noch nichtmal ansatzweise ein Autor ist, aber wenn es bedeutet, dass man stundenlang vor dem Bildschirm oder Notizbuch sitzt und sich nicht ein Wort entlocken lässt, dann hab ich das!
Dabei hab ich doch jetzt endlich mein Abitur in der Tasche, und ich hätte so viel Zeit, zu schreiben! Wenn ich in der ganzen Zeit, in der ich mir unzählige Folgen Friends anschaue, Marmorkuchen backe oder einfach nur faul in der Sonne liege, schreiben würde, hätte ich wahrscheinlich am Ende des Sommers einen Roman fertig!
Aber das Leben spielt nunmal nicht immer so wie man will.
Vielleicht muss man sich auch einfach hinsetzen und versuchen, den verrosteten Hahn langsam aufzudrehen, bis die Wörter wieder fließen, anstatt dazusitzen und auf die göttliche Eingebung zu warten, die nicht kommt. Irgendjemand hat mal gesagt, Schreiben ist nicht, wie alle denken, Warten auf Inspiration, sondern eine Arbeit, der man täglich nachgeht, wie andere ins Büro gehen oder in die Bäckerei.
Das klingt zwar ernüchternd, aber vielleicht ist ja was dran an der Sache.
Mit der wunderschönen Musik von Yann Tiersen aus "Amélie Poulain", dem seltsamsten und schönstem Film, der je gemacht wurde, und mit der Ruhe und Dunkelheit, die sich, Regen ankündigend, auf mein ganzes Zimmer legt, fällt dieser Job aber auf jeden Fall leichter.

Die letzten Tage waren ein Strudel aus Sonne, umgeschlagenen Bücherseiten und dem beruhigenden Gefühl, nichts tun zu müssen. Während meine Schwestern für die letzten Prüfungen des Semesters büffeln, wandere ich mit meinem Buch von der Terrasse auf den Balkon und von da wieder zum Essen auf die Terrasse. Es ist wunderbar!

Man kann den Sommer förmlich riechen. Man liegt auf der Terrasse, mit der Sonne im Gesicht und  im Bauch, und muss nur die Augen schließen, um einen Strand zu sehen.

Das Meer schwappt einem um die Füße wie ein spielender Welpe. Man hört Kinder lachen, Möwen schreien, Eis tropft auf den Sand. Rote, von der Sonne verbrannte Körper liegen am Strand, Segelboote treiben wie Reisende auf dem Wasser.
Man liegt bei den Wellen. Spürt Sandkörner auf der bloßen Haut und Sonne im Herzen.
Wünscht sich, dass dieser Moment nie zu Ende geht.
Doch schon fällt ein grauer Schleier auf das Bild, ein Gewitter zieht heran. Während hastig Sachen gepackt werden, Bücher, Sonnencreme, Handtücher, Brillen, Picknicktaschen, und Regentropfen wie Eiswürfel die sonnenverbrannte Haut kühlen, blickt man ein letztes Mal zurück, doch der Moment ist vorbei. Die Eisbuden haben ihre Fensterläden geschlossen, keiner spielt mehr Federball, der Strand leert sich.
Was bleibt, sind Erinnerungen. Erinnerungen und liegengelassene Coladosen.

Bild: Jose Zayas (flickr.com) unter cc by-nc 2.0



Saturday, May 19, 2012

Stranger beware, there's love in the air under Paris skies.

"Eine leere Seite. So leer, dass sie am liebsten Farbe darauf gespritzt hätte, nur um dieses Weiß, dass sie von allen Seiten zu erdrücken schien, nicht mehr ertragen zu müssen. Sie hätte nicht gedacht, wie sehr Weiß einen in den Augen schmerzen kann. Es war nicht so, dass es in ihrem Kopf auch still und leer war wie in ihrem Appartment. So viele Ideen flogen um sie herum, doch sie hielten nie still, wie kleine Schmetterlinge ergriffen sie die Flucht, wann immer sie sich ihnen nähern wollte.
Mit einem Seufzer erhob sie sich schlussendlich von ihrem harten Holzstuhl, den sie an ihrem ersten Tag in der Stadt einem alten, zahnlosen Mann am Seineufer abgekauft hatte. Er war eigentlich viel zu unbequem und sie könnte sich längst schon einen neuen leisten, aber ihr Herz hing an solchen Dingen. Der Stuhl war eine Erinnerung an die überschäumende Euphorie, die sie in ihren ersten Wochen verspürt hatte. Sie konnte sich noch erinnern, wie glücklich sie gewesen war, voller Träume, in der Stadt ihrer Träume, ihr ganzes Leben wie ein Traum. Es war ihr vorgekommen wie eine einzige große Seifenblase, eine schillernde Hülle, zu schön für diese Welt, und das war es auch gewesen, eine Hülle. So zart und dünn, dass sie zerbrach, sobald sich ihr etwas näherte.
Und jetzt saß sie Tag für Tag in ihrem kleinen Apartment und starrte auf die leere Seite vor ihren Augen.
Das Sonnenlicht stach in ihre Augen, als sie die schwere Holztür aufstieß und nach draußen trat, aber anders als die blanken Seiten war es ein angenehmer Schmerz. Einer, der ihr das Gefühl gab, noch am Leben zu sein. Die Luft roch nach Frühling, und der Duft von Crêpes, die an jeder Straßenecke verkauft wurden, wehte ihr in die Nase. Sie vernahm das energische Hupen der Taxifahrer, das Stimmengewirr der Touristen, die Rufe der Straßenhändler in der Ferne, und das Gurren der Tauben, das sie stets auf seltsame Art und Weise rührte. Sie sah, dass Paris in der Zeit, in der sie untätig vor ihren leeren Blättern gesessen hatte, seinen Wintermantel abgestreift hatte und der Frühling durch die kopfsteingeflasterten Gassen raunte.
Sie konnte förmlich fühlen, wie ihre Stimmung sich aufhellte. Sie wendete sich nach rechts, vorbei an dem kleinen Supermarkt, an dem sie morgens ihre frischen Croissants kaufte und sich dabei immer noch wie eine Fremde vorkam, die versuchte, in eine Stadt zu passen, die nicht ihre war.
Ein Schlenker nach links, und sie gelangte an ihrem Lieblingsblumenhändler vorbei auf die Rue Belliard. Die Straßencafés waren von fröhlichen Stimmen und Geschirrgeklappere erfüllt, sie atmete die Sonne ein und sie wusste wieder, wieso sie hier war. Weil sie Paris liebte. Sie liebte diese Stadt mit Leib und Seele, sie liebte alles, wofür sie stand.

Am Eiffelturm waren so viele Menschen, dass ihr fast schwindlig wurde. Immer, wenn sie so viele Menschen auf einem Fleck sah, musste sie darüber nachdenken, wie viele verschiedene Gedanken dort herumflogen, jeder mit seiner eigenen Geschichte, die er mit sich herumträgt wie einen abgewetzten Koffer. So viele Geschichten, und sie wollte alle hören. Wieso schaute der Mann in dem grauen Regenmantel so mürrisch? Wieso war er allein? Und wieso trug er bei dem strahlenden Sonnenschein einen Regenmantel? Vielleicht dachte er darüber nach, dass er in seinem Leben zu viele Chancen verpasst hatte. Er hatte nicht um seine Frau gekämpft, den Draht zu seinen Kindern verloren, die jetzt mit seiner Frau und ihrem neuen Partner außerhalb von Paris wohnten und ihn nur ein paarmal im Jahr zu sehen bekamen. Er war nicht zu seiner sterbenskranken Mutter gefahren, weil er gedacht hatte, noch Zeit zu haben, und jetzt vermisste er sie so sehr. Und jetzt stand er hier, allein und verloren, mit nichts als einem Ticket in der Hand, in der Hoffnung dass von dort oben all seine Sorgen genauso winzige Punkte sein würden wie die Dächer der Stadt.
Vielleicht war es aber auch ganz anders. Vielleicht schaute er nur einfach etwas mürrisch, weil seine Freunde sich wie immer verspäteten.
Sie würde es nie wissen.

Aber eines wusste sie, während sie den Himmel spürte und in sich hineinlächelte:
Heute würden die Seiten nicht weiß bleiben."



Bild: Kat... (flickr.com) unter cc by-nc-nd 2.0

Friday, May 04, 2012

Dear future me.




Kurz vor dem Abitur kreisen meine Gedanken immer mehr um die Zukunft. Wie ein Schwarm Möwen stürzen sie auf das zerkrümelte Stück Brot herunter und umkreisen es kreischend. Wobei ich nicht hoffe, dass meine Zukunft in irgendeiner Weise aussieht wie ein zerkrümeltes Stück Brot!
Dabei gibt es verschiedene Ebenen von Zukunft. Die nahe Zukunft - in 3 Tagen hast du die Klavierprüfung geschafft, in 7 Tagen hast du das Deutschabitur hinter dir, in 12 Tagen auch das Musikabitur-, die baldige Zukunft - die Zeit nach dem Abi spielt sich in meinem Kopf ab wie ein Film mit dem Titel "Der Sommer unseres Lebens" -, die nahe Zukunft - und was tun, wenn mit dem Ende des Sommers auch das Ende der grenzenlosen Freiheit naht? -, und irgendwann, die Zukunft-Zukunft. Mein Leben in 50 Jahren - auf was blickt man zurück? Was würde ich meinem Zukunfts-Ich gerne sagen? Umgekehrt wäre die Sache naürlich weitaus interessanter, aber wohin mit all den Plänen, mit all den Träumen, wenn man seine Zukunft schon vor sich ausgebreitet sehen würde wie eine Landkarte? Ich will doch versuchen, selbst meine Wege auf der Karte einzuschlagen und nicht einfach den Wegweisern zu folgen.
Also würde ich meinem Zukunfts-Ich sagen:
Da bist du also. Erstmal Glückwunsch, dich (also mich..) gibt es immer noch, das ist schön. Aber bist du glücklich? Lass mich dir sagen, du warst einmal ein junger Mensch, mit dem Kopf voller Träume und dem Herzen voller Geschichten. Ich hoffe, du hast nicht mittlerweile einen kalten Stein in der Brust, wo heute noch ein Herz für tausend Dinge schlägt: für noch ofenwarme Brownies, für schöne Bücher, oder den Geruch von Sonnencreme. Für den Traum vom Schreiben als Beruf, für das Gefühl, beim Tanzen alle Sorgen einfach wegtanzen zu können, und für den Geschmack von Zitroneneis auf der Zunge.
Vielleicht haben sich ja ein paar der unzähligen Träume erfüllt, vielleicht auch nicht. Vielleicht haben sich stattdessen Träume erfüllt, die jetzt noch gar keine sind. Aber egal, wo du jetzt bist, ich hoffe du fühlst, dass du angekommen bist.
Denn ich habe das Gefühl, dass ich gerade erst am Anfang einer Reise stehe. Schick mir eine Postkarte! Ich bin gespannt, was mich erwartet. 

Monday, April 02, 2012

She's countin' the days until real life arrives.

Der Film (500) Days Of Summer hat es nicht nur geschafft, einen schönen Abend noch schöner zu machen, sondern er setzt sich in meinem Kopf fest und hat den Weg in mein Herz geschafft, wo es eine kleine, gemütliche Kammer für Lieblingsfilme gibt (das Zimmer grenzt übrigens an den Raum für Lieblingsbücher und ist mit einem großen roten Sofa ausgestattet :)).
Most days of the year are unremarkable. They begin, and they end, with no lasting memories made in between. Most days have no impact on the course of a life. May 23rd was a Wednesday.
Wie viel Wahrheit allein in diesem kleinen Ausschnitt steckt. Wir bringen jeden Tag hinter uns, immer im gleichen Rhythmus, ohne dass Dinge passieren, die unser Leben in irgendeiner Art wirklich verändern, und hoffen immer auf das Morgen, das große Ungewisse in der Zukunft, das unserem Leben den entscheidenden Schubs gibt, um es in eine neue Bahn zu werfen.
Dabei geht Tag für Tag vorbei, ohne dass etwas passiert, das uns endlich rausholt aus dem grauen Alltag, der einen langsam wie eine Betondecke zu erdrücken scheint.
Ich schiebe Hoffnungen gerne auf Morgen. Ist es nicht auch das, was uns am Leben erhält? Die ständige Erwartung, dass schon alles so kommen wird, wie es kommen soll.
Halten wir nicht das blasse Heute nur aus, weil wir uns das Morgen in Regenbogenfarben ausmalen?
Ich ertrage zum Beispiel das grässlich langweilige Lernen, indem ich mir die Zeit nach dem Abitur vorstelle. Ich denke einfach daran, wie ich ich in einem sonnendurchfluteten Olivenhain in der Toskana stehe und die Zeit meines Lebens habe. Und dann widme ich mich wieder Integralfunktionen und Extremwertproblemen und anderen extremen Problemen des Lebens.
"Es wird schon alles gut werden", das ist es doch, was uns hier hält.
Erhofft sich nicht jeder für später ein ausgefülltes Leben, einen interessanten Job, mal in Rom, mal in London, viele Freunde, Glück in der Liebe und ständig passiert etwas? Kurz, das Leben meiner geliebten Serienfreunde in diversen amerikanischen TV-Shows?
Wahrscheinlich finden sich 95% der Leute später in einem langweiligen Bürojob wieder, mit einer verstummten Ehe, und die größte Aufregung der Woche sind die steigenden Benzinpreise.
Aber die Hoffnung, ja das Versprechen an sich selbst, zu den anderen 5% zu gehören, das ist doch, warum wir Tag für Tag aufstehen und versuchen, aus unserem Leben was zu machen.
Ich gehe jetzt schlafen, träume von meinem späteren Leben als freie Schriftstellerin in Paris und von meinem kleinen Appartment im 5. Stock, von wo aus ich einen Blick auf den Eiffelturm erhaschen kann, wenn ich mich ganz nah an die Wand quetsche und mich auf Zehenspitzen stelle. Und morgen früh werde ich endlich verstehen, wie man Asymptoten berechnet.
P.S. Das Bild ist ein weiterer Grund, wieso ich Tag für Tag aufstehe: um einmal Hanami zu erleben - die Kirschblütenzeit, wenn sich Parks und Straßen in einen rosaroten Traum verwandeln.
P.P.S. Mir ist bewusst, dass meine Abschweifungen irgendwann nicht mehr viel mit dem Filmzitat zu tun haben. Aber ich hab nunmal manchmal Gedankensprünge. Und morgen gibts Erdbeertorte.



Bild: erikjohansson (flickr.com) unter cc by-sa 2.0

Tuesday, March 27, 2012

Your eyes are the camera, your heart is the frame. This is the beginning, of anything you want


Dieser Song von BOY (der perfekte Soundtrack für sonnige Stunden auf dem Balkon!) drückt ganz gut aus, wie es um diesen Blog steht. Das klingt so, als wäre er krank und kurz vor dem Tod. Und in gewisser Weise stimmt es auch. Wenn man diese Krankenhausmetapher weiterführt, lag dieser Blog etwa zwei Jahre im Koma (und auch davor war er unterversorgt), und schlummerte nur so vor sich hin. Bis er dann vor zwei Wochen pünktlich mit den Krokussen in unserem Garten wieder erwachte (das heißt, ich habe ihn in einem Moment enthusiastischer Lebensfreude und Entschlossenheit wieder ins Leben gerufen!) und nun steht ihm also ein neuer Anfang bevor. Ich bin dieses Mal wirklich entschlossen, einen richtigen Blog zu führen und regelmäßig zu posten. Und ich hoffe wirklich, dass ich es dieses Mal schaffe. Unzählige Male habe ich diesen Plan schon gefasst, an einem Tag glühender Visionen (meistens der erste Frühlingstag im Jahr - scheint ganz so, als wäre ich auch dieses Jahr auf meine akuten und kurzlebigen Ideen reingefallen!) und mir die Zukunft schon in den buntesten Farben ausgemalt, mit einem Blog voller interessanter Ideen, künstlerischer Fotos (wenn man die Fotos auf NEON.de anschaut, bekommt man eine unbändige Lust auf das Leben!), und - für mich natürlich am wichtigsten - feinsinniger und tiefgründiger Texte.
Und unzählige Male war der Enthusiasmus schon ein paar Tage später verpufft und in meinem Blog war es wieder kalt und grau, in meinem Blog und vor dem Fenster, denn der erste Frühlingstag im Jahr macht Platz für den unbeständigen April, und mit der Sonne schwindet auch die Tatkraft. Zu viel Arbeit, es gibt für die Schule schon so viel zu tun, und selbst wenn, es hört mir doch eh keiner zu.. ich hab es immer geschafft, mich davon zu überzeugen, dass es eine schlechte Idee war, und alles bleibt beim Alten.
Aber dieses Mal, ja dieses Mal, wird alles anders! (Okay, ich gebs zu, das hab ich die letzten Male auch immer gesagt, aber dieses Mal stimmt es wirklich! :))
Auch wenn es mir nicht leicht fiel, ich habe alle alten Posts gelöscht. Das Gelaber über Partys und Shopping von vor 5 Jahren mag ich nun wirklich nicht auf meinem renovierten Blog haben. Aber es war wirklich schwer, sich von diesen ganzen Texten zu trennen. Klar, sie waren kindisch, inhaltslos und teilweise SEHR peinlich, aber es waren ja doch meine. Und davon gibt es leider nicht viel. Aber ich habe beschlossen, wenn ich es versuche, dann richtig! Und dann haben diese seitenweisen Jugendsünden auch nichts hier verloren :)
Und jetzt, kurz vor den Osterferien geht es bald in die heiße Phase des Abiturs und dann muss auch schon ein Plan für meine Zukunft her. Und damit es mit meinem großen Traum vom Schreiben auch irgendwann was wird, sollte ich vielleicht mal anfangen, wirklich etwas in diese Richtung zu tun, anstatt mich immer in Bücher, Texte und Blogs von anderen zu flüchten, die längst dort angekommen sind, wo ich einmal sein möchte.
Deshalb versuche ich, auch während dem Abistress, oder gerade da, von dem zu schreiben, was mir den ganzen Tag im Kopf herumschwirrt wie ein Bienenschwarm, der einfach nicht Ruhe gibt. Und tröste mich mit dem Gedanken, dass keine Leser auch Vorteile haben - ich kann schreiben und ausprobieren, ohne dass jemand je davon erfährt :) Auch wenn ich natürlich hoffe, dass sich ja vielleicht doch mal jemand hierhin verirrt. Und dann am besten auch öfters wiederkommt, denn:
Wer Umwege macht, sieht mehr vom Leben!
Den neuen Titel habe ich in meinem übersprudelnden Tatendrang vor zwei Wochen überlegt. Das heißt, ich musste eigentlich nicht lange überlegen, mir ist sofort das Gedicht "Was es ist" von Erich Fried eingefallen und wie sich die Botschaft, dass die Liebe jeder Vernunft oder Angst trotzt, auch zum Leben passt. Es mag oft betrüben, beglücken oder einfach nur verwundern, was sich in unserer Welt so tut, aber wir können es nicht ändern. "Es ist was es ist", sagt das Leben. Alles ist so, wie es ist. Und auch wenn wir daran nichts verändern können, können wir es einfach annehmen und für das schätzen, was es ist. Ein Wunder.
Ich habe oft schwarze Tage, aber an einem so schönen Frühlingstag wie heute kann ich einfach nur sagen, das Leben ist ein Wunder. Und das ist auch gut so.

Jetzt habe ich den Anfang gemacht, diesem Blog eine neue Chance zu geben, ein neues Gesicht habe ich ihm schon gegeben, und jetzt sollte ich auch wieder zurück zur Schule, denn meinem Abi sind meine Schriftstellerpläne und Journalismuspläne sowas von egal.

Ach, erstmal auf den Balkon, ein bisschen BOY hören und Pläne für den Sommer schmieden, das macht eindeutig mehr Spaß!


Bild: Toffee Maky (flickr.com) unter cc by-sa 2.0