Wednesday, June 20, 2012

Salz auf der Haut, Sandkörner unter den Füßen.

                                     
Nachdem es hier wieder einen Monat still war, versuche ich jetzt doch, endlich wieder Gefühle in Worte zu schmieden. Ich habe das Gefühl, ich habe eine Schreibblockade. Ich weiß nicht, ob man so etwas auch haben kann, wenn man noch nichtmal ansatzweise ein Autor ist, aber wenn es bedeutet, dass man stundenlang vor dem Bildschirm oder Notizbuch sitzt und sich nicht ein Wort entlocken lässt, dann hab ich das!
Dabei hab ich doch jetzt endlich mein Abitur in der Tasche, und ich hätte so viel Zeit, zu schreiben! Wenn ich in der ganzen Zeit, in der ich mir unzählige Folgen Friends anschaue, Marmorkuchen backe oder einfach nur faul in der Sonne liege, schreiben würde, hätte ich wahrscheinlich am Ende des Sommers einen Roman fertig!
Aber das Leben spielt nunmal nicht immer so wie man will.
Vielleicht muss man sich auch einfach hinsetzen und versuchen, den verrosteten Hahn langsam aufzudrehen, bis die Wörter wieder fließen, anstatt dazusitzen und auf die göttliche Eingebung zu warten, die nicht kommt. Irgendjemand hat mal gesagt, Schreiben ist nicht, wie alle denken, Warten auf Inspiration, sondern eine Arbeit, der man täglich nachgeht, wie andere ins Büro gehen oder in die Bäckerei.
Das klingt zwar ernüchternd, aber vielleicht ist ja was dran an der Sache.
Mit der wunderschönen Musik von Yann Tiersen aus "Amélie Poulain", dem seltsamsten und schönstem Film, der je gemacht wurde, und mit der Ruhe und Dunkelheit, die sich, Regen ankündigend, auf mein ganzes Zimmer legt, fällt dieser Job aber auf jeden Fall leichter.

Die letzten Tage waren ein Strudel aus Sonne, umgeschlagenen Bücherseiten und dem beruhigenden Gefühl, nichts tun zu müssen. Während meine Schwestern für die letzten Prüfungen des Semesters büffeln, wandere ich mit meinem Buch von der Terrasse auf den Balkon und von da wieder zum Essen auf die Terrasse. Es ist wunderbar!

Man kann den Sommer förmlich riechen. Man liegt auf der Terrasse, mit der Sonne im Gesicht und  im Bauch, und muss nur die Augen schließen, um einen Strand zu sehen.

Das Meer schwappt einem um die Füße wie ein spielender Welpe. Man hört Kinder lachen, Möwen schreien, Eis tropft auf den Sand. Rote, von der Sonne verbrannte Körper liegen am Strand, Segelboote treiben wie Reisende auf dem Wasser.
Man liegt bei den Wellen. Spürt Sandkörner auf der bloßen Haut und Sonne im Herzen.
Wünscht sich, dass dieser Moment nie zu Ende geht.
Doch schon fällt ein grauer Schleier auf das Bild, ein Gewitter zieht heran. Während hastig Sachen gepackt werden, Bücher, Sonnencreme, Handtücher, Brillen, Picknicktaschen, und Regentropfen wie Eiswürfel die sonnenverbrannte Haut kühlen, blickt man ein letztes Mal zurück, doch der Moment ist vorbei. Die Eisbuden haben ihre Fensterläden geschlossen, keiner spielt mehr Federball, der Strand leert sich.
Was bleibt, sind Erinnerungen. Erinnerungen und liegengelassene Coladosen.

Bild: Jose Zayas (flickr.com) unter cc by-nc 2.0